Stadt richtet 15. Wirtschaftsgespräch aus


Stadt Verl

Wie gut klappt aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmer die Zusammenarbeit mit der Verler Stadtverwaltung? Dazu hatte die Werner Bonhoff Stiftung (Berlin) im Auftrag der Stadt vor einigen Monaten eine anonyme Umfrage gestartet. Das Ergebnis: „Ein beeindruckend positiver Tenor. Wir haben eine große Zufriedenheit festgestellt“, berichtete Vorstand Till Bartelt jetzt beim 15. Verler Wirtschaftsgespräch.

 

Verbesserungspotenzial gebe es allerdings bezüglich der Bauverwaltung, sagte er. Das sei allerdings kein hausgemachtes, sondern erfahrungsgemäß ein strukturelles Problem. Denn im Baurecht gelte es per Gesetzgebung, Probleme zu erkennen, noch bevor sie da seien. Das mache die Sache oft kompliziert.

 

Unter Bürokratismus versteht die Stiftung die dunkle Seite der Bürokratie: umständliche Verfahren, unverständliche Entscheidungen, mangelnde Problemlösungsorientierung. Seit 17 Jahren werden Beispiele aus der Praxis gesammelt und öffentlich gemacht. Als ein Extrembeispiel nannte Bartelt den Fall eines Existenzgründers aus Augsburg, der sich mit einem Rikscha-Dienst selbstständig machen wollte. Zwei Jahre wartete er vergeblich auf eine Genehmigung der Stadt – bis sich herausstellte, dass diese gar nicht erforderlich war. „Wichtig ist, aus solchen Fehlern zu lernen“, betonte Bartelt.

 

Ein weiteres Thema der von Matthias Traeger moderierten Veranstaltung war die Mobilwende. Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer appellierte Mobilitätsmanager Lauritz Kanne an die Gäste, die Mobilitätswende in Verl zu unterstützen. „Schon kleine Dinge wie ausreichend vorhandene und sichere Fahrradständer, Jobrad-Leasing oder das Job-Ticket können dazu beitragen, dass mehr Mitarbeitende mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zur Arbeit kommen“, sagte er.

 

Eine „Riesenchance, die wir alle ergreifen müssen“ ist aus Sicht des Mobilitätsmanagers die Reaktivierung der TWE-Bahnstrecke zwischen Verl und Harsewinkel. „Es geht darum, so viele Menschen wie möglich dazu zu bewegen, den Zug zu nutzen“, warb Kanne um Unterstützung der Unternehmerschaft. Auch hier sei die Verknüpfung mit dem Radverkehr eine wichtige Säule.

 

Zum Thema Mobilitätswende war zudem Prof. Dr. Rolf Naumann zu Gast, der über den neuen Verbund-Studiengang „Digitale Bahnsysteme“ der Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe und das auf der Bahnstrecke zwischen Verl und Hövelhof vorgesehene Projekt „Future Rail OWL“ berichtete. Geplant sind ein Testfeld und ein Reallabor für den automatisierten/autonomen Schienenverkehr.

 

Wirtschaftsförderin Sandra Claes berichtete über den Stand zur Gründung eines Netzwerk- und Gründerzentrums in Verl gemeinsam mit dem MINT-Technikum und dem BANG-Ausbildungszentrum. „Damit möchten wir die Unternehmen vor Ort zielführend unterstützen und uns für die Zukunft gut aufstellen“, sagte sie. Im Vordergrund stehe der Netzwerk-Gedanke, um Synergien zu bündeln. Gleichzeitig sollen konkrete Angebote gemacht werden, zum Beispiel für zukünftige Fachkräfte. Das Konzept solle bis Jahresende fertig sein und dann der Politik vorgestellt werden. Bei der Konzepterstellung sei die Mitwirkung der Unternehmen sehr wichtig, betonte Sandra Claes. 

 

Zum Abschluss berichtete Bürgermeister Michael Esken über aktuelle Themen aus der Verwaltung. Der mit Corona begonnene Krisenmodus, zu dem jetzt auch noch die Energiekrise und der vermehrte Zustrom von Flüchtlingen gehören, binde sehr viel Arbeitskraft. „Nehmen Sie es uns also bitte nicht übel, wenn mal eine E-Mail oder ein Anruf mit etwas Verzögerung beantwortet werden“, sagte er. Dennoch arbeite die Verwaltung gemeinsam mit der Politik auch weiter an großen Projekten, wie etwa an der Klimaneutralität, die bereits 2029 erreicht werden soll. Dazu sei schon bald eine weitere Veranstaltung der Wirtschaftsförderung geplant, kündigte er an.

 

 

Bildzeile:
Berichteten beim Verler Wirtschaftsgespräch über aktuelle Themen und Projekte: (v. l) Till Bartelt (Vorstand Werner Bonhoff Stiftung), Matthias Traeger (Moderation), Bürgermeister Michael Esken, Prof. Dr. Rolf Naumann (FH Bielefeld), Wirtschaftsförderin Sandra Claes und Mobilitätsmanager Lauritz Kanne.