Kriegs- und Nachkriegsgeschichte in Verl und Umgebung

Ein Zeitzeugenprojekt der Stadt Verl in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Verl und der Historikerin Dr. Katja Kosubek

Verler Alltag unter dem Hakenkreuz – erlebt aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen. 18 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, heute alle 90 Jahre und älter, haben für die Aufarbeitung der NS-Geschichte durch Stadt und Heimatverein ihre Erinnerungen geschildert. Entstanden sind sehr eindringliche Tondokumente, die den Zuhörer auf eine Zeitreise mitnehmen: in Kinder- und Jugendjahre, die geprägt waren von Gleichschaltung, Denunziationen, Verfolgung und Tod. Und eine Zeit, in der die Kinder und Jugendlichen hin- und hergerissen waren zwischen Begeisterung für Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel sowie Abscheu vor den Verbrechen des NS-Staates und der Angst in den Schrecken des Krieges.

 

Von diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte können heute immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten. Umso wichtiger war es Politik, Verwaltung und Heimatverein, die Erinnerungen für die Nachwelt zu bewahren. Denn Berichte aus der Zeit zu lesen, ist eines – die Ereignisse aber von Menschen geschildert zu bekommen, die sie selbst miterlebt haben, schafft noch einmal einen ganz anderen Zugang.

 

Vor allem die Interviews mit den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vermitteln einen lebendigen und sehr authentischen Eindruck von der Zeitspanne zwischen Hitlers Machtergreifung und Kriegsende. Mit großer Offenheit erzählen sie von dem, was sie damals bewegte: die verstörenden Szenen nach der Pogromnacht 1938 und das beängstigende Dröhnen der Bombergeschwader, die immer näher kamen – aber auch die unbeschwerten Nachmittage bei Geländespielen der Hitlerjugend. „Die Schilderungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, von ihnen selbst erzählt, geben uns nicht nur einen Einblick in den Alltag, sondern auch in die Gefühle, Gedanken und Erlebnisse der damaligen Zeit. Das ist eine ausgesprochen wertvolle Quelle und wir sind allen Befragten sehr dankbar für das Vertrauen, das sie uns und auch allen künftigen Zuhörerinnen und Zuhörern geschenkt haben“, betont die Historikerin Dr. Katja Kosubek, die federführend an dem Projekt mitgewirkt hat.

 

Die entstandenen Quellen seien weniger wissenschaftlicher Natur, sondern spiegelten in erster Linie den Alltag in der damaligen Zeit. „Uns steht es nicht zu, darüber zu urteilen“, betont Katja Kosubek. „Wir müssen bedenken, dass wir nicht die Erzählungen der Erwachsenen von heute, sondern der Kinder von damals hören“, sagt sie. Aber gerade das mache die Schilderungen so spannend, denn so entstünden Einblicke, die helfen können, besser zu verstehen, wie das NS-System funktionierte.

 

Als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen haben mitgewirkt: Anneliese Firchau († 2020), Dr. Hans Krüper, Hans Kleinemas, Erwin Berenbrinker († 2018), Heinrich Schmalenstroer, Norbert Johannimloh, Johannes Großerüschkamp, Marianne Hoffmann, Helmut Mersch, Paula Mersch, Agnes Meermeier, Klemens Strieker, Josef Flütebories, Rudolf Landwehr († 2021), Aloysius Pagenkemper († 2020), Helma Biermann, Eleonore Steinlage († 2018) und Bruno Buschmann.

 

  • Die CD und das Begleitheft sind zum Preis von 5,00 € im Bürgerservice des Rathauses und im Heimathaus erhältlich.