Werner Rohden

Werner Rohden

Werner Rohden

Lebensdaten und Dienstzeit
geboren 1821 in Bakel, gestorben 1894 in Verl
Amtmann von 1852 bis 1888

Lebensweg
Werner Rohden wurde am 2. Februar 1821 in Brakel geboren. „Nach Vollendung seiner Studien wandte er sich der gerichtlichen Laufbahn zu und wurde am 21. Februar 1852 Amtmann des Amtes Verl."[1]
Tatsächlich war zunächst sein älterer Bruder Ludwig Rohden für wenige Monate Amtmann in Verl gewesen. Der jedoch trat kurzfristig ein Amt in Nieheim, Kreis Höxter, an.[2] Statt seiner ernannte der Regierungspräsident für die Stelle in Verl nun Werner Rohden, der bis dahin als Civilsupernumerar (Beamtenanwärter) beim Königlichen Kreisgericht Coesfeld tätig gewesen war. Er war jetzt gleichzeitig ein staatlicher und ein gemeindlicher Beamter, in allen Polizeiangelegenheiten „an die Weisungen der oberen Behörden gebunden (…), in kommunalen Angelegenheiten jedoch der Amtsvertretung verantwortlich.“[3] Werner Rohden blieb Amtmann des Amtes Verl bis zum 1. April 1888.[4] Sein Amt als Standesbeamter jedoch, das er seit dem 1. Oktober 1874 innehatte, versah er noch bis zum 1. Januar 1890.
Werner Rohden starb am 17. April 1894 in Verl.

Amtsführung
Als Werner Rohden 1851 als Amtmann nach Verl kam, gab es noch kein Verwaltungsgebäude im Dorf. Die Verwaltung, die einzig aus dem Amtmann und einem Schreiber bestand, arbeitete in einem angemieteten Büro. Es befand sich aller Wahrscheinlichkeit nach im jetzigen Haus Bürmannstr. 1 in Verl. 1855 kaufte Werner Rohden den Hof Lillteicher in Sende und vereinte dort die Wohnung der Familie und das Büro der Verwaltung. Doch die Lage über zwei Kilometer außerhalb des Kirchdorfs scheint sich nicht bewährt zu haben, denn bereits 1860 verkaufte der Amtmann den Hof wieder, um in ein von ihm in Verl neu errichtetes Wohn- und Bürogebäude umzuziehen. Es stand dort, wo jetzt die Paderborner Straße und die Hauptstraße aufeinandertreffen. Als es 1885 niederbrannte, ließ Werner Rohden ganz in der Nähe erneut ein Amtshaus errichten – es bildet heute mit dem 1912 angefügten Ostflügel den Altbau des Rathauses an der Paderborner Straße.[5]
Zur Zeit des Brandes von 1885 war Werner Rohden schon nahezu am Ende seiner Amtszeit angekommen. In ihrem Verlauf hatte sich die wirtschaftliche Situation des verarmten Amtes Verl über die Jahrzehnte „sehr wesentlich“ verbessert, wie die vorgesetzten Behörden beobachteten: „Der Ackerbau, die Wiesen Cultur und die Viehzucht werden viel besser betrieben als früher, viele unkultivierte Grundstücke sind urbar gemacht, die Zahl der unterstützten Armen hat sich sehr wesentlich gemindert, indem viele derselben teils im Amt (…) Arbeit gefunden haben“[6] – beispielsweise beim Bau der Chausseen von Brackwede über Verl und Kaunitz nach Paderborn und von Gütersloh nach Verl und Neuenkirchen[7]. Doch inzwischen war der über 60-jährige Werner Rohden, von Schulden gedrückt[8], seinem Amt gegenüber gleichgültig geworden: Er verließ sich ganz auf seinen Büro-Assistenten, seinen Sohn Adolf. Der Rücktritt des Amtmanns erschien den vorgesetzten Behörden wünschenswert. Unter der Bedingung, dass sein Sohn ihm im Amt nachfolgen würde, erklärte sich Werner Rohden bereit, seine Pensionierung zum 1. April 1888 zu beantragen.[9]
Die „Amtseingesessenen“ behielten ihn nach seinem Tod 1894 als einen „freundlichen und milden Beamten“ in Erinnerung[10] – und als einen geselligen Ehrenpräses und früheren Major der Vereinigten Schützengilden Verl und Kaunitz: „Kaum hat sich jemand, selbst im hohen Alter noch, so mit Leib und Seele unserer Schützensache hingegeben, als der Verewigte es immerdar getan.“[11]

Quellen
Stadtarchiv (StA) Verl, B 86, Anstellung und Dienstführung des Amtmanns und Stellvertreters Vol. I, 1850-1887
Stadtarchiv Verl, Kleine Erwerbungen (Kler) 52, Schenkung Josef Freise – Sammlung Verl A-Z, Totenzettel Werner Rohden
Landesarchiv NRW, Abteilung Ostwestfalen-Lippe (LAV OWL), M 1 I E, Nr. 610, Die Amtmannstelle in Verl, Bd. 1, 1843-1857 (1859) und M 1 I E, Nr. 611, Die Amtmannstelle in Verl, Bd. 2, 1855-1897

Literatur
Heinrich Schroeder, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der vereinigten Schützengilden Verl und Kaunitz 1833-1933, Verl 1933
Friedrich Adämmer, Udo Graffunder, Verl, unsere Gemeinde, Gütersloh 1991 (S. 24-27)


[1] Stadtarchiv (StA) Verl, Kleine Erwerbungen (Kler) 52.

[2] Schulchronik Verl-Sürenheide, StA Verl, B 86, und Landesarchiv NRW, Abteilung Ostwestfalen-Lippe (LAV OWL), M 1 I E 610.

[3] Eckhard Möller, Bürgermeister, Leiter der Verwaltung und politische Vertreter im Amt und in der Stadt Harsewinkel 1818-1995, in: „… dann machen wir es allein.“ Beiträge zur Geschichte der Stadt Harsewinkel, herausgegeben von der Stadt Harsewinkel, Harsewinkel 1996, S. 557-560.

[4] StA Verl, B 86, und LAV OWL, M 1 I E 610.

[5] StA Verl, B 86.

[6] LAV OWL, M 1 I E 611.

[7] Der Abschnitt bis Verl war 1855 fertiggestellt, der bis Kaunitz 1859. (Annette Huss, Vom Bau der Chaussee als „künstliche Steinbahn“ zwischen Verl und Kaunitz, in: Heimat-Jahrbuch 2012, S. 39-42) Die Chaussee von Verl nach Gütersloh entstand in den Jahren 1881-1883. (Friedrich Fischer, Kreis Gütersloh mit einem chronologischen Anhang zusammengestellt von Kreisheimatpfleger Werner Lenz, Gütersloh 21981, S. 156)

[8] LAV OWL, M 1 I E 611.

[9] LAV OWL, M 1 I E 611.

[10] StA Verl, Kler 52.

[11] Festschrift Schützengilden 1933, S. 12.